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Mammutmarsch 2015 – mein Rückblick

Vor ziemlich genau vier Tagen bin ich sehr erschöpft und mit schmerzend steifen Knie am 3. Versorgungspunkt bei Kilometer 69 angekommen und ausgestiegen. Nun, da der alltäglich Gang wieder normal aussieht und nahezu uneingeschränkt möglich ist, möchte ich hier einmal meinen persönlichen Rückblick auf meinen ersten Mammutmarsch geben.

Nach 2-stündiger Fahrt mit dem bestreikten ÖPNV Berlins erreichten wir – mein Kumpel Karli und ich – pünktlich um 15:30 den Check-In auf einem Fußballplatz am Adlergestell. Zur Begrüßung gab es erst einmal einen kleinen Schauer – die Regenjacke sollte ja eingeweiht werden 😉

Mammutmarsch 2015 – Ruhe vor dem Start

Die Startgruppe und -nummer waren schnell gezogen, so dass wir genügend Zeit zur Vorbereitung hatten. Leider waren die Toiletten nicht ausreichend dimensioniert, so dass wir keine Chance zur Blasenleerung hatten 🙁

Der Platz füllte sich rasch und so starteten ab 17 Uhr im Takt von 5 Minuten vier Gruppen mit insgesamt knapp 760 Personen. Wir hatten uns die letzte Gruppe ausgesucht und verließen auch als letzte den Platz. Wir wollten das Feld in Ruhe von hinten aufrollen und uns nicht von nachfolgenden Teilnehmern hetzen lassen.

Mammutmarsch 2015 – Los geht’s!

Die ersten Kilometer durch Köpenick ließen sich sehr gut an. Die Strecke war sehr abwechslungsreich, ein oder zwei rote Ampel sorgten für kleine Pausen und interessierte Passanten forderten zu spontanen Interviews. Auch das Wetter hielt. Zu mindestens blieb es trocken, auch wenn sich der Himmel immer weiter zu zog 🙁

Irgendwo zwischen 30 und 45 Minuten sind wir in die Wuhlheide gekommen – was für eine Wohltat, denn hier gab es zum ersten Mal keinen Asphalt oder Beton unter den Füßen.

Mammutmarsch 2015 – Warten auf die Bimmelbahn in der Wuhlheide

Der erste Imbiss hielt auch gleich noch einen Kaffee parat, so dass die Laune recht gut war. Zu diesem Zeitpunkt war das Feld auch noch ordentlich kompakt, so dass es immer was zu sehen und besprechen gab.

Mit einem kleinen Zwischenstopp bei 10 Kilometer zur spontan Sitzung auf der letzten öffentlichen Toilette ging es langsam aus Berlin hinaus. Der Himmel klarte etwas auf und ließ einen schönen Sonnenuntergang hervor luken.

Der Weg wurde nun auch immer idyllischer, entlang des kleinen „Neuenhagener Mühlenfließes“. Nebenbei brach dann auch die Nacht herein, so dass wir immerhin schon einmal die erste Kopflampe in Betrieb nahmen. Nach einem kurzen Snack bei Kilometer 20 hieß es nun eilig zum ersten Versorgungspunkt in Neuenhagen zu gelangen. Vielleicht hätten wir hier nicht ganz so eilig sein sollen, denn wir erreichten den VP ca. 30 Minuten früher als geplant, allerdings auch mit ersten Problemen am linken Knie bei Karli 🙁

Wir nahmen uns hier gut Zeit, um auszuruhen und Energie aufzunehmen. Der VP lag auf einem ziemlich freien Feld, auf dem es ordentlich zog. Außerdem war das Gras nass, so dass an Liegen nicht zu denken war. Aber, die Milchbrötchen waren ein Traum! 🙂 Wir hielten hier ca. 45 Minuten inne, in den Karli versuchte, sein Knie durch Dehnen etwas in Schwung zu halten. Kurz vor Mitternacht zogen wir weiter und wurden nach knapp einem Kilometer vom Regen eingeholt. Glücklicherweise hielt dieser nicht lange, so dass wir insgesamt recht trocken blieben. Die nächsten 7 Kilometer liefen sich gut. Es ging quer durch Felder, kleine Orte, Wäldchen und vorbei an manch wilder Party. Und so langsam kamen wir an den Punkt, an dem Karli klar wurde, dass er keine Chance hatte den (noch 20 Kilometer entfernten) 2. VP zu erreichen. Die Schmerzen und die Steifheit wurden immer schlimmer, so dass der nächste Ausstiegspunkt das Ende seines Marsches sein würde. Und so schleppten wir uns bis ca. 37 km nach Buchholz, wo ich ihn – irgendwann zwischen 1 und 2 Uhr – mit knapp 50 anderen Aussteigern zurück ließ. Besonders bitter für ihn, da er sonst keinerlei Probleme hatte.

Da es mir auch sehr gut ging, machte ich mich alleine auf den weiteren Weg. Die Nacht war stockdunkel, aber weiterhin trocken. Durch die Kopflampen konnte man andere Läufer oder Läufergruppen gut von Weitem erkennen. Es gab nur einen Streckabschnitt von ca. 30 Minuten, den ich ganz alleine entlang des Bötzsees durch den Wald marschierte. Aber da war der Boden sehr gut und ich konnte meinen Rhythmus gehen. Mit dem Ende der Nacht ging es in die Stadt zurück. In diesem Fall war es Strausberg, das wieder mit ordentlich Asphalt lockte 🙁 Die letzten 4 Kilometer zum 2. VP waren die Höllen: schnur gerade Straße + leichter Anstieg + nur Beton! Aber mit dem Wissen der Pause, ging auch diese Stunde vorbei, so dass ich um 5:30 am 2. VP in Rehfelde ankam!

Hier nahm ich mir eine große Auszeit. Es gab Kaffee mit Milchbrötchen, Banane und Müsliriegel. Außerdem zog ich zum ersten Mal die Schuhe aus, um meine Füße zu begutachten. Und sieh da, die Schuhe waren Klasse! Ich hatte noch keine Blasen 🙂 Mit trockenen Socken und gut gestärkt machte ich mich nach einer Stunde wieder auf den Weg. Schließlich lag der nächste VP ja „nur“ 15 Kilometer weiter. Nun waren kaum noch andere Läufer um mich herum zu sehen. Und die ersten 5 Kilometer fühlen sich ganz gut an.

Doch dann kam ein großer Hammer! Vom Kaffee der letzten Pause war nichts mehr zu spüren und nun begann auch mein (rechtes) Knie auf der Rückseite zu schmerzen. Eine kleine Pause und etwas Green-Fit halfen gegen die Erschöpfung sofort. Doch der Schmerz bliebt und wurde – vor allem auf Asphalt und Beton – immer schlimmer. Circa 5 km vor dem 3. VP kam ich in Buckow an, so dass er hier nur noch auf festen Wegen weiter ging. Unter Aktivierung der letzten Reserven ging es über 2 oder 3 Berge. Ich weiß nun, warum es „Märkische Schweiz“ heißt 🙁 Endlich kam ich nach ziemlich genau 17 Stunden am VP an!!! Aber ich wusste sofort, dass ich hier aussteigen würde…

Da sich die Durchschnittsgeschwindigkeit mittlerweile deutlich auf 4 km/h reduziert hatte, rechnete ich mit ca. 7 bis 8 Stunden für die letzten beiden Teilstücken über 10 und 21 Kilometer. Aber auch ohne auf die Uhr zu schauen, sagte mein Knie deutlich „NEIN“ zu jedem weiterem Kilometer. Und so trat ich den – noch einmal 4 Stunden dauernden – Rückweg nach Hause an! Dort sah und fühlte ich, dass der Ausstieg eine richtige Entscheidung war.

Mein Fazit zum Mammutmarsch

Für den ersten Versuch fand ich uns ganz gut. Nun, da man die Strecke und seinen Körper noch besser kennt, sollte im kommenden Jahr mehr drin sein! Abschließend möchte ich noch dem Orga-Team meinen Dank aussprechen: Die Strecke war fehlerfrei durchgeplant und sehr detailliert beschrieben! Die VP waren gut ausgerüstet und hatten auch für die letzten Ankömmlinge noch ausreichend Verpflegung. Nur 2 Bitten hätte ich: etwas weniger Asphalt und eine ruhigere (weniger Wind) Lage der VP wären phantastisch!

Bis zum nächsten Jahr 😉

In Kategorie: Mammutmarsch 2015

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Hey, ich bin Nico und in meiner Freizeit bin ich gern in der Natur unterwegs. Ich bin leidenschaftlicher Unternehmer, Netzwerker, Sportler und Dozent ... und natürlich auch Ehemann und Papa! Wandern – mit Familie, Freunden oder gern auch mal alleine – ist mein Ausgleich zum Stress im Büro. Alles weitere findet ihr in meinem Blog oder den sozialen Netzwerken ...

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